Die Zeugungsfähigkeit eines Mannes ist in der Regel keine Frage seiner Potenz, sondern hängt davon ab, ob seine Spermien eine Eizelle befruchten können. Eine Beurteilung der Spermien des Mannes - und somit eine Beurteilung seiner Fruchtbarkeit - ermöglicht das Spermiogramm.
Bei dem Spermiogramm handelt es sich um eine mikroskopische Untersuchung des Ejakulats (Samenergusses) in einem Labor. Diese Untersuchung ist schnell, einfach und schmerzlos. Das Spermiogramm wird meist bei einem Urologen oder einem Andrologen durchgeführt.
Die Beurteilung eines Spermiogrammes erfolgt in der Regel nach Richtlinien, die die Weltgesundheitsorganisation WHO erarbeitet hat.
Dabei ist es wichtig zu wissen, dass es sich hier nicht um Normwerte handelt, bei deren Unterschreiten automatisch von einer männlichen Unfruchtbarkeit ausgegangen werden kann. Spermien bilden sich im Körper immer wieder neu und die Spermienqualität schwankt stark.
Ejakulatvolumen: ≥ 1,5 ml
pH-Wert: ≥ 7,2
Spermienkonzentration: ≥ 15 Mio Spermien pro Milliliter
Spermiengesamtzahl: ≥ 39 Mio Spermatozoen
Beweglichkeit: ≥ 32 % progressiv bewegliche Spermien, ≥ 40 % bewegliche Spermien
Morphologie: >4 % normale Formen
Anteil lebender Spermien (Eosin-Test): ≥ 58 %
Spermien-Antikörper Mixed antiglobulin reaction (MAR): < 50 % Spermien mit anhaftenden Partikeln
Leukozyten: < 1 Mio. pro Milliliter
Die Menge des Spermas hat meist keinen wesentlichen Einfluss auf die Fruchtbarkeit. Entscheidend ist die Menge der Spermien in der Flüssigkeit.
Der normale pH-Wert ist leicht alkalisch, ein saurer pH-Wert wirkt abtötend auf die Samenzellen.
Die Konzentration der Spermatozoen im Ejakulat wird durch Auszählen in einer Zählkammer oder computergestützt ermittelt. Daraus kann dann die Gesamtspermienzahl berechnet werden.
Neben der Zahl wird auch untersucht, ob die Spermien sich bewegen, und vor allem, ob sie dies zielgerichtet tun. Der Fachmann spricht dann von einer progressiven Beweglichkeit. Die ist wichtig, damit das Spermium die Eizelle erreichen kann. Mindestens 32% der Spermien sollten sich laut WHO gerichtet nach vorne bewegen.
Die Gestalt der Spermatozoen gilt als sehr wichtig für die Beurteilung der Fruchtbarkeit. Ein Spermium besteht aus drei Teilen: dem Kopf, dem Mittelstück und dem Schwanz. Der Kopf des Spermiums enthält die Erbinformation, die darüber liegende Kappe enthält Enzyme, die das Eindringen in die Eizelle erleichtern. Im Mittelstück befinden sich Zellorganellen (Mitochondrien), die Energie für die Fortbewegung bereitstellen. Der Schwanz generiert die Bewegung. Für die WHO gilt eine normale Morphologie von mindestens 4 % aller Spermien als ausreichend
Die Bestimmung der Vitalität (Anteil lebender Spermatozoen) erfolgt durch das Anfärben toter Spermatozoen mit dem Farbstoff Eosin, der durch die Zellmembran in das Zellinnere toter Zellen eindringt. Die Zellmembran lebender Samenzellen ist für Eosin undurchlässig.
Das Vorkommen von Spermien-Antikörpern in der Samenflüssigkeit kann ebenfalls die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Diese Antikörper richten sich gegen die Spermien, indem sie in einer Autoimmunreaktion an deren Oberfläche binden und die Spermien hemmen. Daher wird das Ejakulat mit einer Mixed antiglobulin reaction (MAR) auf Spermatozoen-Antikörper untersucht.
Wenn das Sperma eine große Anzahl weißer Blutkörperchen enthält, so kann dies ein Hinweis auf eine bestehende Infektion oder Entzündung sein. Wenn mehr als eine Million Leukozyten pro Mililiter Sperma gefunden werden, gilt dies als signifikant.
Die Untersuchung des Spermiogrammes mit sehr hoch auflösenden Mikroskopen (MSOME) oder Bindungstests der Spermien an speziell mit Hyaluronsäure beschichteten Petrischalen (PICSI) sind Spezialuntersuchungen, die im Rahmen einer reproduktionsmedizinischen Behandlung eine verbesserte Auswahl der am besten zur Befruchtung geeigneten Spermien ermöglichen. Andere Tests, die die genetische Integrität der Spermien einschätzen lassen (Halo-Test, TUNEL Test etc.) können dazu genutzt werden, eine bessere Einschätzung davon zu bekommen, wie viele Spermien genetisch verändert sind.
Laut WHO soll sich das normale Sperma innerhalb von zehn bis 30 Minuten verflüssigen. Braucht es deutlich länger, so ist eine Befruchtungsfähigkeit in Frage gestellt, weil die Spermien nicht schnell genug ihrem Bestimmungsort zustreben können.
In bestimmten Fällen ist die Durchführung weiterer biochemischer Analysen möglich. Sie können Hinweise geben auf mögliche Funktionsstörungen der Prostata, der Samenblase und der Samenleiter.
Eine Einschränkung der Spermienqualität kann viele Ursachen haben, was auch entsprechend unterschiedliche Behandlungsansätze erfordert. Am Anfang jeder Behandlung wird daher die Ursachenklärung stehen. Neben erblichen Gründen gehören zu den häufigen Problemen Infekte, Prostataprobleme oder Varikozelen, aber auch Schadstoffe, die Lebensführung und Ernährung können eine Rolle spielen.
Eine Therapie besteht im ersten Schritt aus der Behandlung medizinischer Ursachen. Zusätzlich weiß man, dass in vielen Fällen die Lebensführung und Ernährung einen großen Einfluss haben können. Studien zufolge profitieren ungefähr 70% aller Männer, bei denen sich keine medizinische Ursache für ein schlechtes Spermiogramm feststellen lässt, von einer Umstellung ihrer Lebensweise und Ernährung. Zusätzliche Unterstützung gibt eine antioxidative Therapie, da mehrere Studien herausfanden, dass freie Radikale die Spermienqualität erheblich beeinträchtigen.
Referenzen:
World Health Organization. Laboratory manual for the examination of human semen, 5th ed. Cambridge, Cambridge University Press, 2010
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